Für junge Menschen aus der verarmten Bevölkerung gibt es ohne Schulabschluss häufig keine Berufsausbildung, manchmal bleibt nur der Weg ins kriminelle Milieu. Andererseits fehlt es an qualifizierten Arbeitskräften. Dieses Paradox will das indische Berufsbildungsprojekt auflösen.
Trotz aller Modernisierungsentwicklung ist die indische Gesellschaft weiterhin vom Kastenwesen geprägt. Das bedeutet für Mitglieder unterer Kasten, vor allem für Jugendliche, dass ihre Berufs- und Entwicklungschancen gering sind, besonders in armen ländlichen Gebieten. In Kilachery unterhält die Erzdiözese Madras-Mylapore eine Berufsausbildungsakademie („Employable Skills Training Academy“ – ESTA) für unterprivilegierte Mädchen und Jungen zwischen 14 und 22 Jahren. Kilachery liegt im ärmsten und am wenigsten entwickelten Bezirk Tiruvallur (südöstlichster Bundesstaat Tamil Nadu). Für junge Menschen aus der verarmten Bevölkerung gibt es ohne Schulabschluss keine Berufsausbildung, das Geld, diese zu bezahlen, fehlt. Sie sind arbeitslos und bestreiten ihr Leben mit Gelegenheitsarbeiten. Ein geregeltes Einkommen fehlt, als Ausweg bleibt häufig nur der Weg ins kriminelle Milieu. Mehr als 1.200 mittlere und größere Betriebe sind in und um Kilachery angesiedelt. Sie sind an qualifizierten Arbeitskräften interessiert. In der Berufsausbildungsakademie erhalten die Jugendlichen die Möglichkeit, sich in diesen Berufsfeldern, die sich an den örtlichen Arbeitsmarktbedingungen orientiert, ausbilden zu lassen. Alle Auszubildenden, die den Ausbildungsgang erfolgreich durchlaufen haben, erhalten am Ende als Zeugnis das „Gouvernment of India Modular“ »Employable Skill Certificate« (MES). Auf dieser Grundlage haben die Jugendlichen so die reelle Chance, sich auf Dauer als Fachkräfte in der lokalen Wirtschaft den eigenen Lebensunterhalt zu verdienen. Gleichzeitig wird so die Voraussetzung für eine gute wirtschaftliche und menschliche Zukunft geschaffen, um der Armut zu entkommen. Das Curriculum des Projektes ist so angelegt, das alle Akteure es gemeinsam betreiben. Die Betriebe benennen ihren Bedarf an Arbeitskräften. Die ESTA wählt entsprechende Kandidatinnen und Kandidaten für das Ausbildungsprojekt aus und begleitet sie. Hierbei achtet sie besonders auf den sozialen Status der Jungen und Mädchen. So erhalten jährlich 400 Jugendliche die Möglichkeit, sich hier für ihr künftiges Leben ausbilden zu lassen.
Die Georg Kraus Stiftung setzt dieses Projekt gemeinsam mit dem BMZ um.