Im ländlichen Choachi, 40 km entfernt von der Hauptstadt Bogotá in Kolumbien, lebt die Landbevölkerung teilweise noch vom Ackerbau und der Fleisch- und Eierproduktion. Das Erdreich ist nach mehr als 2 Jahrzehnten intensiver, konventioneller Landwirtschaft ausgelaugt und extreme Wetterlagen sorgen für schlechte Erträge.
Die „Finca Rupúblika“, betrieben von der „Fundación Friese“, liegt auf 1800 m. Dort wird bereits seit vier Jahren mit Permakultur die Struktur der Böden verbessert. Aus den Erfahrungen hat sich ein Kräuter-Projekt entwickelt, da die resistenten Kräuter-Pflanzen lang anhaltende Dürre-Perioden überstehen und extremem Starkregen trotzen. „Aromatízate – Frutos de la Diversidad“ ist ein Projekt zur Produktion von biologischen Kräuterteemischungen. Anbau, Ernte, Trocknung und Verarbeitung finden auf dem Gelände der „Fundación Friese“ statt. Das Endprodukt wird vor allem lokal durch bereits bestehende Netzwerke vermarktet.
Der Verein „Freundeskreis Friese“ unterstützt dieses Projekt, welches speziell für junge Frauen mit Behinderung entwickelt wurde. In Kolumbien stehen Menschen mit Behinderung oft am Rande der Gesellschaft. In ländlichen Gegenden werden sie teilweise auch von den Angehörigen zuhause isoliert, aus Angst vor sozialer Ausgrenzung. Sie erhalten kaum finanzielle Unterstützung vom Staat und die gesundheitliche Vorsorge und die Bildungschancen sind mangelhaft. Mit „Aromatízate“ bekommen die jungen Frauen nicht nur eine Möglichkeit einer bezahlten Arbeit nachzugehen, sondern sie erfahren auch Zuwendung und Anerkennung. Die anfallenden Arbeiten sind für Menschen mit motorischen Beeinträchtigungen durchführbar, dabei werden alle Teilnehmerinnen schrittweise professionell begleitet. Der respektvolle Umgang und die eigenen Erfolgserlebnisse geben ihnen ein neues Selbstwertgefühl.
Die jungen Frauen kommen aus einkommensschwachen Familien, welche zumeist am Existenzminimum leben. Die Chance auch als Familienmitglied mit Behinderung einen kleinen Beitrag zur Familienökonomie leisten zu können, ist für sie sehr motivierend. Es werden konkrete Förderangebote bereitgestellt, mit dem Ziel größtmöglicher Autonomie und Selbstbestimmung zu erlangen. Familienmitglieder wie Mütter, Schwestern und Tanten unterstützen das Projekt, indem sie beim Verpacken der Waren oder sonstigen Tätigkeiten helfen.
„Aromatízate“ soll nun als Qualitätsprodukt vermarktet werden, die Anbaufläche werden erweitert und die Abläufe von Ernte, Trocknung und Verpackung werden systematisiert. Die jungen Frauen erlernen das selbstständige Arbeiten. Nach 12 Monaten soll sich das Projekt durch den Verkauf der Waren selbst tragen und die Verantwortlichkeiten sollen zum größtmöglichen Teil bei den Teilnehmerinnen liegen.
Die Georg Kraus Stiftung unterstützt dieses Projekt gern, weil es ökologische Landwirtschaft mit der Schulung von jungen Frauen verbindet und dazu noch Menschen mit Behinderung den Weg ebnet zu einer sozialen Teilhabe auf Augenhöhe.