Die Gemeinde Waoundé von rund 15.000 Einwohnern liegt in Westafrika am Flusstal des Senegal. Die Bevölkerung lebt von Viehzucht und Landwirtschaft, die in der trockenen Region wenig ertragreich ist. Für die Jugendlichen gibt es kaum Möglichkeiten sich beruflich anderweitig zu orientieren. Hier hat die „Selbsthilfegruppe der Bürger Waoundés in Europa e.V.“ das Berufsbildungszentrum ins Leben gerufen. Es wurde zu einem wichtigen Baustein um den jungen Menschen in ihrer Heimat eine Perspektive zu geben und somit auch die Region wirtschaftlich zu stärken.
Seit 1997 wird das Projekt von der Georg Kraus Stiftung bis heute begleitet. Als das Berufsbildungszentrum für Holz- und Metallbearbeitung errichtet wurde, spendete die Gesellschaft zur Förderung konkreter Entwicklungsprojekte e.V. (Vorgängervereinigung der Georg-Kraus-Stiftung) die gesamte Werkstatteinrichtung.
In den Jahren 2001-2014 entwickelte die Organisation Selbsthilfegruppe der Bürger Waoundés in Europa e.V. das Projekt immer weiter. So entstanden neue Unterrichtsräume, Ausbildungszweige für Frauen kamen hinzu, die Metallwerkstatt und der Mehrzweckraum wurden erweitert und ein Ausbildungsgang in Kälte- u. Klimatechnik eingerichtet. Der Staat Senegal ist von der Wichtigkeit des Projektes überzeugt und stellt Ausbilder und Teile der Ausstattung zur Verfügung. Seit 2008 werden staatlich anerkannten Diplome ausgestellt.
Mit der Unterstützung der Georg Kraus Stiftung werden jährlich 25 Jugendliche in Installation und Wartung von Photovoltaikanlagen ausgebildet. Ihre Aussichten eine Beschäftigung zu bekommen, sind sehr gut. Der Einsatzbereich der Anlagen reicht von der privaten Stromversorgung, Solarpumpen für die Wasserversorgung und Bohrtürmen bis zur industriellen Nutzung. Im 80 km entfernten Matam wird Phosphat abgebaut, dadurch gibt es eine wachsende Nachfrage an technisch qualifizierten Arbeitskräften. Auch im Bereich der Weiterentwicklung und Nutzung von Photovoltaikanlagen mangelt es an Facharbeitern.
Das Berufsbildungszentrum ist auch für junge Frauen zum Sprungbrett geworden, die zur Schneiderin und Elektrikerin ausgebildet werden oder das Friseurhandwerk erlernen. Auch eine Fortbildung zur Geschäftsführung wird angeboten und findet regen Zuspruch. Von jungen Männern werden die Ausbildungszweige Holzverarbeitung, Metallbearbeitung, Photovoltaik und Elektrik bevorzugt. Das Berufsbildungszentrum bedeutete einen Quantensprung für die jungen Menschen in der Region. Da alle Absolventen ein staatlich anerkanntes Diplom erhalten, haben sie beste Voraussetzungen für eine hunger- und sorgenfreie Zukunft.
Im Sommer 2019 wurde das Zentrum vom Staat zum Prüfungszentrum befördert. Das heißt, es kommen jetzt Schüler und Lehrer aus anderen Landesteilen an das Zentrum, um ihre Prüfungen abzulegen. Dies bedeutet Anerkennung und somit Unterstützung für das Zentrum und auch einen Entwicklungs-Sprung für die Region.
Bei den Prüfungen der Berufsschule im Sommer 2022 konnten fast alle Auszubildenden mit ihren Fähigkeiten überzeugen. Im Bereich Elektrik haben 84 % bestanden, eine Wiederholung der Prüfung ist vorgesehen. Im Bereich Schneiderhandwerk, Friseurhandwerk, Holzbearbeitung, Metallbearbeitung und Kälte-und Klimatechnik haben sogar 100% der Prüflinge bestanden. Ein sehr erfreuliches Ergebnis.
Aktuell unterstützt die Georg Kraus Stiftung das Berufsbildungszentrum bei einem neuen Projekt, das weiteren Jugendlichen eine Chance auf eine berufliche Entwicklung gibt. Es wird eine Siebdruckwerkstatt für Papier- und Textilsiebdruck errichtet. In Kombination mit dem Schneiderhandwerk ergeben sich dadurch ganz neue Fertigungstechniken und der Siebdruck eröffnet auch Jugendlichen mit gestalterischer und kreativer Begabung eine Förderung ihrer Talente. Die selbst bedruckten Stoffe erweitern zudem die Produktpalette und können gut vermarktet werden.