Kenia | Schulprojekt im Slum von Kibera in Nairobi – Nr. 126



Die Tenderfeet Schule befindet sich in Dagoretti, Nairobi, 6 km von Kibera, dem wahrscheinlich größten Slum in Afrika, wenn nicht sogar der Welt. Sie gehört zu den in den Elendsviertel angesiedelten Schulen, die vom Staat nicht gefördert werden. Alle Schüler der Tenderfeet wohnen auch hier. Sie sind zwischen 2 und 14 Jahre alt. Zurzeit werden 202 Schüler unterrichtet. Zusätzlich übernachten 21 Waisenkinder in der Schule. Die Schule finanziert sich zu 100 % aus privaten Spenden und hat 17 Lehrer, die kein festes Gehalt beziehen.

 


Die größte Herausforderung für die Schule sind neben ungenügend sauberem Wasser und kaum vorhandener Ackerfläche zum Anbau von Lebensmitteln, insbesondere die zahlreichen Stromausfälle vor Ort, die von wenigen Stunden bis zu mehreren Tagen, sogar Wochen anhalten können. Die Schüler müssen Kerosinlampen nutzen, die extrem gesundheitsschädlich sind. Da diese Lampen kaum Licht abgeben, platzieren die Kinder sie nur wenige Zentimeter neben ihren Gesichtern. Der Rauch des verbrannten Kerosins wird zwangsweise eingeatmet und schädigt die Lungen. Dieser Effekt kommt dem Rauchen von zwei Schachteln Zigaretten am Tag gleich.

Ausgaben für Strom und Kerosin verhindern, dass wenig bis gar keine Gelder in andere Bereiche der Tenderfeet School wie in Bildung und Infrastruktur investiert werden können. Da Strom in Kenia sehr teuer ist, betragen die monatlichen Stromkosten aktuell ca. 300 €. Durch den Bau einer Solaranlage können der Strombedarf gedeckt und die eingesparten Energiekosten neu investiert werden. Der gemeinnützige Verein Juamii, der 2016 gegründet wurde, möchte innovative Lösungen für die unzureichende Energieversorgung in Ostafrika entwickeln.

Von entscheidender Bedeutung dabei ist eine nutzerfreundliche Wartung der Anlagen. Oft ist teures Fachpersonal von Nöten. Ziel ist, dass die Einheimischen die Anlage nach entsprechenden Schulungen selbst warten können. Ein wichtiger Schritt dabei ist, dass die gesamte Installation und Konfiguration der Solaranlage durch ein kenianisches Solarunternehmen durchgeführt wird. Die Wartung findet dann zukünftig durch die Lehrkräfte statt.

Mehrfacher Nutzen:

 

    • Die Nutzung von Solarstrom ermöglicht den 200 Kindern das Lernen bei Beleuchtung frühmorgens und spätabends, sowie das Lagern von Medikamenten und Lebensmitteln in Kühlschränken.

    • Zusätzlich können die Erträge aus den Energieeinsparungen in eine eigene Hühnerzucht investiert werden. Dies bringt der Schule wirtschaftliche Erträge.

    • Zurzeit ist die Ernährung der Kinder unausgewogen. Aufgrund von finanziellen Engpässen fallen die Mahlzeiten der Kinder gering aus und sind nicht gesund. Wenn die hohen Stromkosten entfallen, kann Geld für die Schulspeisung freigesetzt werden.

    • Bisher muss das qualitativ mangelhafte Trinkwasser ungefiltert getrunken werden. Mit dem gewonnenen Strom kann eine Pumpe für sauberes Wasser betrieben werden.

    • Nachts ist die Gegend komplett unbeleuchtet. Dies erleichtert Dieben in die Schule einzudringen. Die Waisenkinder, die in der Schule leben und übernachten brauchen Schutz. Die Installation von Leuchten mit Bewegungsmeldern wäre nun möglich.

Ziel ist, dass weitere Schulen dem Vorbild der Tenderfeet folgen und trotz aller Widrigkeiten, die der größte Slum Afrikas mit sich bringt, ihren Weg in die Autarkie finden. Die Beteiligten können ihr erworbenes Wissen über die Solartechnik weitergeben und neue Planungen für andere Gebäude unterstützen.

Die Georg Kraus Stiftung unterstützt die Arbeit von Juamii und übernahm die Kosten für die Anschaffung von Solarmodulen. Das Projekt konnte inzwischen wie geplant umgesetzt werden und die Solaranlage wurde installiert.

Die Solaranlage kann die gesamte Schule inkl. aller Geräte mit Strom versorgen: U.a. ein Computer, Laptop, Kühlschrank, Wasserpumpe für die Hydrokultur und eine Wasserpumpe für die Sanitäranlagen. Tagsüber wird der Strom direkt weitergegeben und der Überschuss in die Speicherbatterien eingespeist. Beim Einsetzen der Dunkelheit wird der Strom aus dem Batteriespeicher genutzt und die LED-Lampen beleuchten die gesamte Schule. Nachts hat dies zusätzlich auch eine abschreckende Wirkung auf Diebe, somit trägt das Licht auch zur Sicherheit bei.

Die Kinder bekommen nun drei Mahlzeiten am Tag. Durch den Bau der Hydrokultur kann zusätzlich Gemüse angebaut werden. Die hohen Stromkosten sind nun auf null gesunken. Der zusätzlich gewonnene Strom wird vielfältig genutzt und trägt wesentlich zur Verbesserung der Lebensqualität in allen Bereichen bei. Durch die Solaranlage ist den Lehren und den Kindern bewusst geworden, was mit Sonnenenergie alles möglich ist. Die Begeisterung und das Interesse sind enorm. Das Thema Nachhaltigkeit soll zukünftig auch stärker in den Unterricht integriert werden.

Juamii e. V.: „Es ist beeindruckend, mit wie viel Freude und Hoffnung Kinder durch das Leben gehen, wo sie doch so wenig haben. Mit einem nachhaltigen Konzept unterstützen wir diese Kinder.